Main Hoon Na (Zutaten für einen Bollywood-Nachmittag)
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Nachdem die Bonner Kinemathek, das Programmkino in der Brotfabrik in Bonn-Beuel, letztes Jahr schon mit Bollywood-Filmen experimentiert hatte, wollen sie jetzt regelmässig aktuelle Streifen aus Indien zeigen.
Den Auftakt machte Main Hoon Na, letztes Jahr in Indien veröffentlicht, und natürlich, unvermeidlicherweise, mit Shah Rukh Khan in der Hauptrolle. Die Regie führte Farah Khan, die sonst eher als Choreographin in Bollywood in Erscheinung getreten ist.
Wie üblich ist der Film drei Stunden lang, was im westlichen Kino höchstens von der Herr-der-Ringe-Trilogie erreicht wird, im indischen Kino aber absolut normal ist. Dies gibt den Produzenten genügend Zeit, so ziemlich jedes Genre unterzubringen: Action, Romanze, Drama, Komödie, und natürlich viel, viel Tanz und Gesang.
Für mich war das der erste Bollywood-Film mit signifikantem Action-Anteil; aber auch in diesen Passagen war man sich nicht zu schade, in einem Aufwasch sowohl das gesamte Hollywood-Actionkino als auch sich selbst kräftig auf die Schippe zu nehmen. Starke Anleihen an Mission Impossible und Matrix waren nicht zu übersehen, von zahlreichen Explosionen über Verfolgungsjagden mit Rikschas, vielen weissen Tauben, die unmotiviert durchs Bild flatterten, bis zu in der Luft schweben bleibenden Akteuren à la Matrix. In einer Szene kippt Shah Rukh Khan gar wie Neo hinten über und richtet sich danach wieder aus – um den Spucketropfen eines Charakters auszuweichen, der eine sehr feuchte Aussprache hat. Solche Szenen wurden im Kino mit lauten Rufen und Klatschen begrüsst.
Die Story ist wie immer relativ hanebüchen, deshalb lohnt es nicht, sie hier widerzugeben. Indische Filme leben von grossen Gefühlen, viel Tanz und Choreografie und grandiosen Bildern – dass das auf Kosten der Story geht, muss man eben verschmerzen.
Interessanterweise bildet der Kaschmir-Konflikt zwischen Indien und Pakistan diesmal den Hintergrund des Filmes: Ein General der indischen Armee startet Project Milaap, um 50 pakistanische Gefangene freizulassen. Ein Terrorist, dessen Sohn in Kaschmir getötet wurde, versucht dies zu verhindern und nimmt dazu die Tochter des Generals mitsamt ihrer gesamten Schule als Geisel. Nach der Geiselnahme einer Schule in Beslan im September 2004 fand ich diesen Teil der Story eher unpassend; ich nehme an, zum Zeitpunkt, an dem dieser Film gedreht wurde, konnte dies noch niemand wissen.
In der Pause wurde im Restaurant in der Brotfabrik noch indischen Speisen und Getränke gereicht – damit man auch genügend Kraft hatte, den zweiten Teil zu überstehen.
Alles in allem gutes Popcorn-Kino: Man geniesst es am besten, indem man seinen Verstand an der Kasse abgibt, einfach drei Stunden lang die Wirklichkeit vergisst und sich an den wunderbaren Bildern, der Action und den grossen Gefühlen erfreut. Kino fürs Herz und für die Augen.